Mut zur Lücke!
Anforderungsklärung mit der Lückenmethode
In der IT-Welt kommen nicht selten Tickets mit wenig Fleisch dran.
Aus der agilen Welt kennen wir zwar die Zauberformel:
Als ein [Nutzer] möchte ich [Ziel] tun können, damit [Grund hinter dem Ziel].
Doch sie wird selten gelebt und ist in vielen Fällen auch nicht direkt passend zum Gegenstand des Tickets.
In einer Kombination aus Faulheit und begründeter Ausrede begehen wir den Fehler, diese Kommunikationsweise komplett zu verlassen. Klar, die starre Vorlage ist nicht auf jedes Problem der IT-Welt anwendbar. Doch die Angewohnheit, bei jeder Anforderungskommunikation das Wesentliche explizit zu machen, sollte man nie verkommen lassen.
In diesem kurzen Post möchte ich eine Anforderungsmethode vorstellen, die mir selbst bereits großen Nutzen gebracht hat – sowohl in der Ticketformulation, als auch im tagtäglichen Austausch.
Ich weiß was, was du nicht weißt
Es geht bei der Lückenmethode um Folgendes: Explizit machen, explizit machen, explizit machen.
Indem ich die Kundin auffordere, die Lücken der Informationslage zu ergänzen, habe ich zwei sehr wichtige Dinge getan:
- Ich habe ihr genannt, welche Informationen ich von ihr benötige und
- Ich habe ihr meinen Blick auf die Informationslage samt Lücken explizit gemacht.
Im besten Fall habe ich nicht nur 1 und 2 erledigt, sogar dabei sogar ihre kostbare Zeit geschont, da sie nur ein paar Worte zu liefern brauchte.
Doch im zweitbesten Fall realisiert die Kundin durch meine Lückendarstellung, dass meine Sicht auf die Lage überhaupt nicht adäquat ist. Sie zerreißt meinen Lückentext sprichwörtlich in der Luft – und wir sind beide dadurch klüger geworden.
Ich brauche diese Änderung, weil ich damit in die Lage versetzt werde, z.B. _____ und _____ zu tun. Auf jeden Fall in der Änderung berücksichtigt werden müssen z.B. die Aspekte _____ und _____, sonst bringt das mich nicht weiter. Spätestens bis _____ sollte die Änderung implementiert sein, da sonst _____.
Der obige Beispielstext ist sehr allgemein gehalten, aber man kann und sollte alle Hintergrundinformationen reinpacken, die man hat. Sage dem Gesprächspartner wie du die Situation verstehst: Traue dich, dein eigenes Narrativ zu teilen – mit allen Aspekten, die du kennst und mit allen Lücken, die dir fehlen.
Gestalte die Kommunikation mit allen Informationen, die du hast, als fehlbaren Vorschlag und lass dich gerne korrigieren. So kommt man im Ping-Pong des Alltags um große Schritte weiter.
Brian Junker-Latocha